Rückblick

Berichte aus der Zeitung aus der Konzert-Saison 2021/2022

Hörbare Freude am Musizieren

Im zweiten Konzert der Kunstfreunde-Saison bot das Eliot-Quartett Mozart, Schumann, Beethoven (29.10.2021)

Eberbach. Unverkennbarer, luftig-­leichter Mozartklang eröffnete am Freitagabend das zweite Abonnementkonzert der Reihe 2021/22, zu dem die Kunstfreunde Eberbach ins evangelische Gemeindehaus eingeladen hatten. Kammermusik aus Wiener Klassik und deutscher Romantik standen dabei auf dem Programm. Zu Gehör gebracht wurde sie von einem der „vielversprechendsten Streichquartette der neuen Generation", dem 2014 gegründeten und mehrfach preisgekrönten Eliot Quartett aus Frankfurt. Zu seinem Namen wurde das mit Musikern aus Russland, Kanada und Deutschland besetzte Ensemble durch die Dichtung „Four Quartetts – Vier Quartette" des amerikanisch-englischen Dichters und Schriftstellers Thomas S. Eliot (1888 – 1965) inspiriert, dem die späten die späten Streichquartette Beethovens zu besagten Gedichten angeregt hatten. Der Auftritt des jungen Ensembles in der Stauferstadt fand mit Unterstützung des Deutschen Musikrats statt.

Mit Allegretto – „ein wenig munter“ – ist Satz 1 das „Ersten Preußischen Quartetts“ D-Dur (KV 575) von Wolfgang Amadeus Mozart überschrieben. Wohl gelaunt und unbeschwert leuchtete der Charakter der Musik im fabulösen Spiel von Maryana Osipova und Alexander Sachs (Violinen), Dmitry Hahalin (Viola) und Michael Preuss (Violoncello) auf. Nichts ließ in ihr die prekäre Situation des Komponisten erahnen, in der das Stück – als erstes von drei ursprünglich König Friedrich Wilhelm II zugedachten „Preußischen Quartetten"  – entstand. Da der König selbst gern Cello spielte, fällt dem Instrument eine besondere Gewichtung darin zu. Wunderschön melodiös zeigte sich das ,,Andante". Mit spritziger Dynamik tänzelten die Instrumente durchs „Menuetto", um im kunstvollen Schlusssatz in virtuoser Vollendung zu erstrahlen.

Romantischer Tiefgang im „Andante espressivo" des ersten Satzes setzte den Kontrapunkt zu Mozart'scher Leichtigkeit im anschließenden Quartett A-Dur op. 41 Nr. 3 von Robert Schumann. Leidenschaftlich nahmen die vier Musiker die unterschiedlichen Stimmungen im „Assai agitato“ des zweiten Satzes auf. Romantischer Schmelz prägte den „Adagio-molto"-Satz. Mit hör- und sichtbarer Freude am Musizieren präsentierte das junge Ensemble schließlich den anspruchsvollen lebhaft-turbulenten Finalsatz: „Allegro molto vivace".


Den krönenden Abschluss des Konzertabends sollte nach der Pause Ludwig van Beethovens dem russischen Fürsten Andreas Rasumovsky gewidmetes Quartett F-Dur op. 59 Nr. 1 sein. In dem vierzig Minuten langen Stück, das zu den Meisterwerken der klassischen Quartettkunst zählt und an die Ausführenden enorme Spieltechnische Anforderungen stellt, brachten die vier Streicher die ganze Bandbreite ihres Könnens zu Gehör: „Klangfülle und dynamische Gipfelung“ im „Allegro“ des Eingangssatzes und Eigenwilligkeit im seinerzeit sehr kontrovers aufgenommenen „Allegretto vivace e semper scherzando“ des zweiten Satzes. Tiefste Schwermut im dritten Satz mündete ein in ein von Osipova, Sachs, Hahalin und Breuss meisterhaft dargebotenes furioses Finale. 

Großer Applaus belohnte die 4 Musiker für ein großartiges Konzert. Diese revanchierten sich mit einer Zugabe - Nicht ohne zuvor voller Stolz darauf zu verweisen, dass ihre neue CD-Einspielung des zuletzt gehörten Beethoven-Quartetts für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2022 nominiert worden sei. 
Der letzte Satz aus Mozarts „Zweitem Preußischen Quartett“ setzte schließlich den klangvollen Schlusspunkt unter einen gelungenen Musik-Abend.

 

Von Barbara Nolten-Casado; RNZ / Nr. 253 
> Rhein-Neckar-Zeitung, 2. November 2021

Klavierquintett-Abend zum Neustart

Kunstfreunde Eberbach nutzen erstes Konzert der Saison 2021/2022 um alten Vorstand zu danken
(24.09.2021)

Eberbach, Im ersten Abonnement-Konzert der Saison 2021/2022 der Eberbacher Kunstfreunde musiziert am Freitag, 24. September 2021, das Klavierquintett mit Miwa Hoyano (Piano), Johanna Pichlmair und Tsvetomir Tsankov (Violine), Elisabeth Friedrichs (Viola) und Jan Bauer (Violoncello). Das Konzert im evangelischen Gemeindehaus am Leopoldsplatz beginnt um 20 Uhr.
Die Pianistin Miwa Hoyano, geboren in Japan, die in Hannover lebt, blickt bereits auf ausgedehnte Konzert-Tourneen in Japan,
Südostasien, Europa und USA zurück. Die Künstlerinnen und Künstler an den Streichinstrumenten sind Mitglieder renommierter Orchester in den deutschen Metropolen Berlin, Frankfurt und Braunschweig.

Das Ensemble beginnt mit dem 3. Satz aus Alexander Borodins Streichquartett Nr. 2. Borodin gehörte zu den beliebtesten russischen Komponisten im 19. Jahrhundert. Das Streichquartett widmete Borodin seiner Frau, die er übrigens in Heidelberg kennenlernte. Das Notturno ist durch seine sanglichen, gefühlvollen Themen sehr bekannt geworden. Es fand sogar als „Lovesong“ Eingang in das Musical „Kismet“ von 1953. 

Antonin Dvorák, der auch der „böhmische Schubert“ genannt wurde, schrieb sein Klavierquintett A-Dur schon als Meister der Kammermusik. Es gehört zu den fünf Gipfelwerken dieses Genres. Das Werk ist geradezu ein musikalisches Selbstportrait des Komponisten – ein scheinbar in sich verschlossener, in seinen Gedanken von allem alltäglichen abgekehrter und nur im überirdisch Schönen wandelnder Mensch, bald finster versonnen, dann wie strahlend heiter, von Glück überströmt und von jauchzender Lebensfreude (0. Sourek).

Mit dem 2. Satz aus Peter Tschaikowskys Streichquartett Op. 11 startet das Ensemble in die zweite Hälfte. Das Werk verbindet die klassisch-romantische Quartett-Tradition und russisch folkloristische Themen. So ist auch das Thema des Andante cantabile dem populären russischen Lied „Wanja saß auf dem Diwan" entnommen. 

Daran schließt sich der fulminante Abschluss des Abends an: Das Klavierquintett Es-Dur Op. 44 von Robert Schumann. Er gilt als der eigentliche Begründer der klassisch gewordenen Klavierquintettform. Bei der Uraufführung saß Schumanns Frau Clara am Piano, die dabei ihre Virtuosität zeigen konnte, wie Miwa Hoyano beim Eberbacher Konzertabend. 

Das erste Konzert der Kunstfreunde nach einer langen-Pause wird den würdigen Rahmen bieten, die bislang ausgebliebene offizielle Stabübergabe vom alten zum neuen Vorstand der Kunstfreunde Eberbach vorzunehmen und dem alten Vorstand um Karlheinz Mai und Günter Wiedemer zu danken.


> Rhein-Neckar-Zeitung, 15. September 2021

Bild: Das Klavierquintett (v. l.) Jan Bauer, Tsvetomir Tsankov, Johanna Pichlmair und Elisabeth Friedrichs mit Miwa Hoyano (Mitte) vereint routinierte Musikerinnen und Musiker, die teilweise bereits bei Kunstfreunde-Konzerte in Eberbach zu hören waren. 
Foto: privat