Rückblick
Konzertbericht vom 22. März 2024
Musik für Streichquartett vom Feinsten
Minguet Quartett begeistert bei den Kunstfreunden Eberbach
Werke tschechischer Komponisten prägten das Programm des Kunstfreunde-Konzerts zum Abschluss der aktuellen Saison. Für diesen Abend konnte das renommierte Minguet Quartett verpflichtet werden.
Das Streichquartett F-Dur op.3 Nr. 2 von Josef Mysliveček bildete den Auftakt des Konzertabends. Es zeigte die Kunst des mit Mozart befreundeten „Il Boemo“ (der Böhme), wie er in Italien genannt wurde. In frischer Manier brachte das Quartett das Werk der Klassik zum Klingen.
Arnold Schönbergs Scherzo in F-Dur für Streichquartett (1897) kommt hoch romantisch daher – noch weit entfernt vom späteren 12-Ton-Musiker. In der langen Durchführung des Themas wechseln frohe Klänge melodischer Partien mit dramatischen Teilen ab. Das Minguet Quartett beeindruckte durch ein harmonisches Zusammenspiel, das der jahrelangen, gemeinsamen musikalischen Praxis erwachsen ist.
Ein besonderes Kleinod des Abends war die Bearbeitung des Rückert-Liedes „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Gustav Mahler. Annette Reisinger ist es gelungen, das Lied für Mezzosopran und Begleitung überzeugend für Streichquartett zu setzen. „Ich bin der Welt abhanden gekommen, mit der ich sonst viele Zeit verdorben ... Ich bin gestorben dem Weltgetümmel, und ruh` in einem stillen Gebiet! Ich leb` allein in meinem Himmel, in meinem Lieben, in meinem Lied.“ Der ruhige Fluss des Stückes nimmt die „Ruhe in einem stillen Gebiet“ auf. Nach einer Steigerung im Mittelteil, ließ das Quartett das Lied in geradezu himmlische Sphären verklingen.
Leoš Janáček brachte einen starken Kontrast zum vorherigen Stück ins Programm. In seinem Streichquartett Nr. 1 („Kreutzersonate“) werden flächige, intensive Klänge durch schnelle, kraftvolle Einwürfe unterbrochen. Geradezu gespenstisch wirkten im zweiten Satz die Tremolos der Streicher. Das Minguet Quartett zeigte ihn dieser Sonate beeindruckend sein technisches Können.
Höhepunkt des Konzertabends war die Aufführung des Streichquartetts op. 96 von Antonin Dvořák, das „Amerikanische“. Wie in seiner 9. Sinfonie („Aus der neuen Welt“) bedient sich Dvorák der Eindrücke aus der Begegnung mit nordamerikanischer Musik. Mitreißend startete das „Allegro ma non troppo“. Übermütig endet das in einer Rondo-Form komponierte Finale.
Nach warmherzigem Applaus verabschiedete das Minguet Quarttet die Zuhörenden mit einer Bacarolle des tschechischen Komponisten Josef Suk.
Foto: Heike Seifried
Bild: Das Minguet Quartett– Ulrich Isfort (1. Violine), Annette Reisinger (2. Violine), Aida-Carmen Soanea (Viola), Mathias Diener (Violoncello)
Freitag, 22. März 2024
20:00 Uhr
Minguet Quartett
Ulrich Isfort (1. Violine), Annette Reisinger (2. Violine), Aida-Carmen Soanea (Viola), Mathias Diener (Violoncello)
Programm
„Böhmische Landschaften“
Josef Mysliveček (1737-81)
Streichquartett F-Dur
Arnold Schönberg
Scherzo für Streichquartett (F-Dur) (1897)
Gustav Mahler
Ich bin der Welt abhanden gekommen
(Bearbeitung für Streichquartett: A. Reisinger)
Leoš Janáček
Streichquartett Nr. 1 „Kreutzersonate"
Pause
Antonín Dvořák
Streichquartett op. 96 „Amerikanisches“
Fotos: 2022 © Irène Zandel